Elfriede Mümmelmann saß in der Eingangshalle des Seniorenstiftes und wartete darauf, von ihrem Neffen abgeholt zu werden. Wo blieb er nur? Ausgerechnet heute, wo sie etwas wichtiges vorhatten, war er nicht pünktlich.
Durch die Glastür vor ihr konnte Elfriede in die Eingangshalle eine Etage tiefer schauen. Gerade ging die Haustür auf und ein Mann mit einem Blindenstock, einer schwarzen Sonnenbrille und einem Blindenhund trat ein. Schon wollte sie den Blick weiter streifen lassen, das war siche ein neuer Bewohner. Doch dann wurde sie stutzig. Irgendetwas kam ihr an der Person bekannt vor. Sie runzelte die Stirn. Der Hund, es war etwas an dem Tier, das sie an etwas erinnerte.
Die Fahrstuhltür öffnete sich und Hund und Herrchen betraten die Etage. Elfriede war sofort klar, dass der Hund sie im selben Moment erkannte, wie sie ihn. Und auch der Blinde starrte sie einen Moment lang entgeistert an. Zum Glück war niemand außer ihr da, der seine fadenscheinige Verkleidung hätte durchschauen können. Kommissar Winkelmann getarnt als Blinder auf heißer Spur. Oha, dachte Elfriede. Was mochte er hier im Sinn haben?
Der Hund schüttelte sich in seinem Geschirr, sodass die langen Ohren um seinen Kopf flatterten. Offensichtlich war er nicht als Blindenhund sondern als Polizeihund ausgebildet und steckte nun in einem tiefen Konflikt - dem Befehl seines Herrchens folgen oder die Räuberin stellen. Genau so war es. Der erste Einsatz der jungen Polizeihündin war zugleich ihr letzter Versuch eines Bankraubs gewesen.