Allein inmitten des Vergessens (für Gisela)
Allein inmitten des Vergessens,
Von Menschen, die mehr und mehr vergehen,
Von Freunden, die einen nicht mehr erkennen
Und die man nicht mehr kann verstehn.
Meine Liebe, wo bist du geblieben,
Fast über Nacht ist da
Wo du gestern noch warst
Jemand, der nur noch aussieht wie du.
Wenn überhaupt - und ich?
Gehe ich auch langsam dahin in eine Welt
Wo alles egal ist, weil man gar nicht mehr weiß,
dass es einmal anders war, dass man einmal anders war?
Wenn man es gar nicht mehr ändern will,
Nicht mehr zurück in das Leben,
Aus dem man so plötzlich gerissen wurde
Oder sogar in eine bessere Version.
Ich sehe dich, sehe die Anderen
Und bei allen nimmt es denselben Lauf,
Unaufhaltsam ins Vergessen
Bis irgendwann in den Himmel hinauf.
Ich muss mich jetzt wenden
Sonst geht es nicht mehr,
doch es soll nicht hier enden
Wie Tränen im Meer.
Wenn ich deine strahlend blauen Augen sehe
Mit deinen 93 Jahrn
Ein Moment des Erkennens, und dann wird mir klar,
Du verstehst, dass ich nicht gehe.
Eine Freundschaft so kurz
Zwischen einem einbeinigen Ich und einer Dame des Vergessens,
Durch Zufall zusammengeführt auf zwei Wegen,
der eine ins unvermeidliche Ende und der Andere an einen neuen Anfang.